Donnerstag, 7. August 2014

Güner Yasemin Balci - Arab Queen oder der Geschmack nach Freiheit [Rezension]

Güner Yasemin Balci – Arab Queen oder der Geschmack der Freiheit
Verlag: S. Fischer
Taschenbuch Ausgabe, 313 Seiten
Die Verlinkung zur Verlagsseite findet ihr hier

Zum Inhalt:
Die Autorin hat in diesem Buch ihre Erfahrungen und die Begegnung mit zwei muslimischen Mädchen fiktiv aufgeschrieben. Sie erzählt die Geschichte so wie sie es sich für die Beiden gewünscht hätte und zwischen Fiktion und Realität ist Arab Queen ein Buch über die Kluft zwischen einem Leben in Deutschland mit türkischen Wurzeln.

Mariam und Fatme sind beide Schwestern und leben zusammen mit ihren beiden Brüdern und Eltern in einem Weddinger Kiez. Zwischen dem Alltag in der Schule und den häuslichen Pflichten, versuchen sie durch Religion und Tradition, durch die Kulturen zweier Länder sich selbst treu zu bleiben. Sie erkämpfen sich durch Lügen und Tricksereien, ein bisschen Freizeit und Freiheit. Sie lernen Lena kennen, die Deutsche, die so lockere Eltern hat und hingehen kann wohin sie will, mit wem sie will nur kleine Regeln bestimmen ihr Leben, aber sie werden Freundinnen bis Mariam eines Tages nicht mehr auftaucht.

"Und dennoch existierte dieses starke Band des Vertrauens, das die Freundschaft zwischen einem deutschen Mädchen, das unbesorgt und in großer Freiheit lebte, und einem muslimischen Mädchen ermöglichte, das nicht einmal eine halbe Stunde lang unkontrolliert auf einer Parkbank sitzen konnte." (S. 117)

Meine Meinung:
Das da zwei Welten aufeinander prallen ist nicht schwer zu erraten. Mariam und Fatme die immer wieder betonen, dass eine Deutsche davon keine Ahnung hat, wenn Lena nicht versteht, warum sie ihrem Vater nicht die Wahrheit sagen anstatt zu schwindeln. Die verheimlichen wie ihr cholerischer Vater drauf haut, wenn ihm irgendetwas nicht passt, vertuschen wie einsam und trostlos ihr Leben ist und wollen nicht zeigen wie beneidenswert sie das von Lena finden. Um sich besser zu fühlen, machen sie klar, dass ein Leben so wie Lena es führt für sie nie in Frage käme, nur um ihr Los besser ertragen zu können, tun sie so als wäre alles so wie es ist in bester Ordnung. 
Einiges in diesem Buch ist so gut dargestellt, dass ich weiß, dass die Autorin aus ihren Erfahrungen spricht die sie in ihrer Arbeit sammeln konnte und die so vermutlich unzählige Male in anderen Versionen überall auch stattfinden aber sie hat irgendwie echt nicht die Kurve bekommen.

"...- es half eben doch, wenn man die Hilfe des Allmächtigen erflehte. An Zufall wollte sie nicht glauben, der hätte ihr die väterliche Willkür mit voller Wucht vor Augen geführt und in ihr ein Gefühl der Ohnmacht erzeugt." (S. 131)

Mir standen teilweise die Haare zu Berge, hier wurde über ein Kamm geschert und weder differenziert zwischen Muslimen die komplett bis zu den Zehen nach patriarchalischen Männerregeln leben und denen wo die Religion vor allen Traditionen und Sitten steht und mit Vernunft und Liebe erzogen wird. Eine so einseitige Sicht auf die bösen muslimischen Männer, die ihre Frauen wo es geht unterdrücken, dass mir schlecht wurde. Selbstverständlich gibt es viele solcher Familien, jungen Frauen die nicht nur unterdrückt und unter Freiheitsberaubung, den Wünschen ihrer Eltern ausgeliefert sind, bis zur Hochzeit mit einem wildfremden Mann, und wäre da auch nur ein Hauch von einer anderen Seite des Ganzen zu lesen gewesen, hätte ich es vielleicht als schwere Kost aber lesenwert bezeichnen können aber so?! Klischees, die oft auch zutreffend sind, so weit das Auge reicht.

Auf den ersten Seiten lesen wir das Mariam und Fatme nie Schwestern waren, sondern Freundinnen und welches Leben sie jetzt führen, die kurzen Begegnungen die es danach gab, reichten leider nie aus um mehr zu erfahren. 
SPOILER!!!!! Jedenfalls haben die echte Mariam und Fatme, deren Namen geändert wurden, anders als die im Roman, nicht den Ausstieg geschafft.

Mir hätte hier ein Tatsachenroman mehr gefallen es hätte mehr Authentizität gehabt und sehr wahrscheinlich dann auch so gewirkt, wie die Autorin es vermutlich auch wollte. Jedenfalls als mir klar wurde, dass ich hier nicht das echte Leben der Mariam und Fatme lesen werde, konnte ich den faden Beigeschmack, dass dieses vielleicht nicht dramatisch und schockierend genug war und man daher vieles verändern musste, von Anfang bis Ende nicht runter schlucken.

Einige wenige Sachen haben mich an Erzählungen meiner Freundinnen erinnert, wie z.B. das heimliche rauchen am eigenen Fenster, obwohl nebenan die Eltern waren, aber hätte der Vater nur halb so reagiert wie es in diesem Buch der Fall bei Mariams Vater war, die hätten sich nie im Leben getraut, so etwas auch nur zu denken. 
Was mich aber dazu gebracht hat dem Buch nichts abgewinnen zu können war das es war als würde ich die ganz persönliche Anprangerung der Autorin lesen und durch die Zeilen hat nur Hass gesprochen und keine Verständigung oder Aufklärung und das in einem Jugendbuch. Man muss kein Genie sein um zu wissen wie es so auf den Straßen ist, aber Wut durch Unwissenheit und Vorurteilen zu schüren, egal auf welche Seite es hinzielt, ist bestimmt keine Antwort.
Sehr schade weil das keine traurige Fiktion ist, sondern auch Wahrheiten enthält vor denen niemand die Augen verschließen sollte, leider meiner Meinung nach katastrophal umgesetzt. 


Fazit: 
Wer etwas über die muslimische, türkische oder arabische Kultur und Welt lesen will, hat hier minimal etwas davon. Sehr einseitige, krasse Negativedarstellung was traurig ist, da die Autorin, mit eigenen Erfahrungen durch ihre eigene Familie, durchaus für ein lehrreicheres Bild hätte sorgen können.



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