Güner Yasemin Balci – Arab Queen
oder der Geschmack der Freiheit
Verlag: S. Fischer
Taschenbuch Ausgabe, 313 Seiten
Die Verlinkung zur Verlagsseite findet ihr hier
Zum Inhalt:
Die Autorin hat in diesem Buch ihre
Erfahrungen und die Begegnung mit zwei muslimischen Mädchen fiktiv aufgeschrieben. Sie erzählt die Geschichte so wie sie es sich für
die Beiden gewünscht hätte und zwischen Fiktion und Realität ist
Arab Queen ein Buch über die Kluft zwischen einem Leben in
Deutschland mit türkischen Wurzeln.
Mariam und Fatme sind beide Schwestern
und leben zusammen mit ihren beiden Brüdern und Eltern in einem
Weddinger Kiez. Zwischen dem Alltag in der Schule und den häuslichen
Pflichten, versuchen sie durch Religion und Tradition, durch die
Kulturen zweier Länder sich selbst treu zu bleiben. Sie erkämpfen
sich durch Lügen und Tricksereien, ein bisschen Freizeit und
Freiheit. Sie lernen Lena kennen, die Deutsche, die so lockere Eltern
hat und hingehen kann wohin sie will, mit wem sie will nur kleine
Regeln bestimmen ihr Leben, aber sie werden Freundinnen bis Mariam
eines Tages nicht mehr auftaucht.
"Und dennoch existierte dieses starke Band des Vertrauens, das die Freundschaft zwischen einem deutschen Mädchen, das unbesorgt und in großer Freiheit lebte, und einem muslimischen Mädchen ermöglichte, das nicht einmal eine halbe Stunde lang unkontrolliert auf einer Parkbank sitzen konnte." (S. 117)
Meine Meinung:
Das da zwei Welten aufeinander prallen
ist nicht schwer zu erraten. Mariam und Fatme die immer wieder
betonen, dass eine Deutsche davon keine Ahnung hat, wenn Lena nicht
versteht, warum sie ihrem Vater nicht die Wahrheit sagen anstatt zu
schwindeln. Die verheimlichen wie ihr cholerischer Vater drauf haut,
wenn ihm irgendetwas nicht passt, vertuschen wie einsam und trostlos
ihr Leben ist und wollen nicht zeigen wie beneidenswert sie das von
Lena finden. Um sich besser zu fühlen, machen sie klar, dass ein
Leben so wie Lena es führt für sie nie in Frage käme, nur um ihr
Los besser ertragen zu können, tun sie so als wäre alles so wie es
ist in bester Ordnung.
Einiges in diesem Buch ist so gut dargestellt,
dass ich weiß, dass die Autorin aus ihren Erfahrungen spricht die sie in
ihrer Arbeit sammeln konnte und die so vermutlich unzählige Male in
anderen Versionen überall auch stattfinden aber sie hat irgendwie echt nicht die Kurve bekommen.
"...- es half eben doch, wenn man die Hilfe des Allmächtigen erflehte. An Zufall wollte sie nicht glauben, der hätte ihr die väterliche Willkür mit voller Wucht vor Augen geführt und in ihr ein Gefühl der Ohnmacht erzeugt." (S. 131)
Mir standen teilweise die Haare zu
Berge, hier wurde über ein Kamm geschert und weder differenziert
zwischen Muslimen die komplett bis zu den Zehen nach
patriarchalischen Männerregeln leben und denen wo die Religion vor
allen Traditionen und Sitten steht und mit Vernunft und Liebe erzogen
wird. Eine so einseitige Sicht auf die bösen muslimischen Männer,
die ihre Frauen wo es geht unterdrücken, dass mir schlecht wurde.
Selbstverständlich gibt es viele solcher Familien, jungen Frauen die
nicht nur unterdrückt und unter Freiheitsberaubung, den Wünschen
ihrer Eltern ausgeliefert sind, bis zur Hochzeit mit einem
wildfremden Mann, und wäre da auch nur ein Hauch von einer anderen
Seite des Ganzen zu lesen gewesen, hätte ich es vielleicht als
schwere Kost aber lesenwert bezeichnen können aber so?! Klischees, die oft auch zutreffend sind, so weit das Auge reicht.
Auf den ersten Seiten lesen wir das
Mariam und Fatme nie Schwestern waren, sondern Freundinnen und
welches Leben sie jetzt führen, die kurzen Begegnungen die es danach
gab, reichten leider nie aus um mehr zu erfahren.
SPOILER!!!!! Jedenfalls haben die echte Mariam und Fatme, deren Namen geändert wurden, anders als die im Roman, nicht den Ausstieg geschafft.
SPOILER!!!!! Jedenfalls haben die echte Mariam und Fatme, deren Namen geändert wurden, anders als die im Roman, nicht den Ausstieg geschafft.
Mir hätte hier ein Tatsachenroman mehr
gefallen es hätte mehr Authentizität gehabt und sehr wahrscheinlich dann auch so gewirkt, wie die Autorin es vermutlich auch wollte. Jedenfalls als mir klar wurde, dass ich hier nicht das echte Leben der
Mariam und Fatme lesen werde, konnte ich den faden Beigeschmack, dass
dieses vielleicht nicht dramatisch und schockierend genug war und man
daher vieles verändern musste, von Anfang bis Ende nicht runter
schlucken.
Einige wenige Sachen haben mich an Erzählungen
meiner Freundinnen erinnert, wie z.B. das heimliche rauchen am
eigenen Fenster, obwohl nebenan die Eltern waren, aber hätte der
Vater nur halb so reagiert wie es in diesem Buch der Fall bei Mariams
Vater war, die hätten sich nie im Leben getraut, so etwas auch nur
zu denken.
Was mich aber dazu gebracht hat dem Buch nichts abgewinnen zu können war das es war als
würde ich die ganz persönliche Anprangerung der Autorin lesen und
durch die Zeilen hat nur Hass gesprochen und keine Verständigung
oder Aufklärung und das in einem Jugendbuch. Man muss kein Genie
sein um zu wissen wie es so auf den Straßen ist, aber Wut durch
Unwissenheit und Vorurteilen zu schüren, egal auf welche Seite es
hinzielt, ist bestimmt keine Antwort.
Sehr schade weil das keine traurige
Fiktion ist, sondern auch Wahrheiten enthält vor denen niemand die
Augen verschließen sollte, leider meiner Meinung nach katastrophal umgesetzt.
Fazit:
Wer etwas über die muslimische,
türkische oder arabische Kultur und Welt lesen will, hat hier
minimal etwas davon. Sehr einseitige, krasse Negativedarstellung was
traurig ist, da die Autorin, mit eigenen Erfahrungen durch ihre
eigene Familie, durchaus für ein lehrreicheres Bild hätte sorgen
können.
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